Telekom Street Gigs: Juli im November
Erstes Konzert nach langer Pause in Erfurt
05.11.2010 [db] Normalerweise stehen im Hangar 2 auf dem Erfurter Flughafen nur Flugzeuge. An außergewöhnlichen Tagen leuchtet dieser Hangar aber von außen magentafarben und im Inneren jubeln hunderte Fans einer Band zu. Dann erlebt man dank der Telekom Street Gigs Bands, wo sie niemand erwartet. An außergewöhnlichen Orten. Und der Hangar 2 bietet eine fantastische Kulisse! Ein altes Flugzeug im Hintergrund, Gangways links und rechts von der Bühne. Heute sind in dieser Halle deutlich mehr Menschen unterwegs als sonst. Im Normalfall wird es hier auch kein Bier, Bockwurst oder Brezeln geben. Fotografen und Kameraleute wuseln für gewöhnlich auch nicht hier entlang. Im Parkhaus fragt einer der Sicherheitsleute, ob es etwas umsonst gäbe. Hier und heute wird die Band Juli nach längerer Bühnenabstinenz endlich wieder live zu erleben sein. Sie reihen sich mit diesem Auftritt in eine Reihe deutscher und internationaler Acts ein, die sich sehen lassen kann. Neben den Fantastischen Vier, Fettes Brot oder Jamie Cullum – und in Kürze auch Wir sind Helden – werden nun auch Juli einen Street Gig gerockt haben.
Ein gut gelaunter Joko Winterscheidt, im Normalfall MTV-Moderator, begrüßt die Menge, stellt fest, dass er nach einem Becher Bier schon komplett „Matsche“ ist und kündigt den Support Act Jacob Brass an. Der Singer/Songwriter aus der Nähe von München stellt gleich zu Beginn klar: „Ihr habt es sicherlich mitbekommen, ich mache richtige Partymucke.“ Er hofft, die Anwesenden auf Juli einstimmen zu können. Auch wenn er keine Boyband ist und nur mit einer Gitarre bewaffnet auf der Bühne steht, vermag er doch zu unterhalten. Der Gag an der gesamten Veranstaltung ist – gleich von Beginn an zu beobachten – dass fast jeder im Publikum sein Handy gezückt hat, fotografiert, aufnimmt oder zu Hause gebliebene Freunde anruft. Man könnte meinen: Mission geglückt. Wenn die Telekom ein Konzert for free veranstaltet, dann darf man dahinter getrost Werbung vermuten. Neben der Verlosung von Handys, bei der dir Gewinner nicht aus Erfurt kommen, sondern aus Gießen und Darmstadt, laufen auch nette junge Damen umher, die im Publikum Befragungen durchführen. Angenehme Marktforschung nennt man das wahrscheinlich. Abgerundet wird das Ganze noch durch einen Livestream – Erfurt im World Wide Web. Das Konzept geht auf, kann man nicht anderes formulieren. Die Location ist wirklich alles andere als langweilig und als die Lichter ausgehen und die Spots an, als Joko noch einmal daran erinnert, dass der Livestream beginnt, als die ersten Musiker der Band die Bühne betreten und das Intro erklingt, Frontfrau Eva die ersten Zeilen ansingt, ist der Bann gebrochen. „Nach einem gefühlten Jahrhundert endlich wieder auf der Bühne“, sagt Eva. Das erste Konzert nach langer Pause geben Juli also in Erfurt. Und man sieht ihnen an, dass sie wieder Lust haben, zu performen – falls sie die irgendwann einmal nicht hatten. Da das Fernsehen anwesend ist, haben sie ein paar Specials eingebaut – eine kaputte Gitarre beispielsweise. Was macht man in der Zwischenzeit? Ein Quiz, Spitznamen erraten gegen Bier. Dann geht es weiter. Profis eben. Neben mir quiekst ein Fan bei jedem Song: „Den kenn ich, den kenn ich!“ und versinkt in Glückseligkeit. Erkennt die alten Songs und die neuen Stücke vom Album „In Love“. Am Ende ist es eine große Party mit einem alten Flugzeug. Menschen mit guter Laune, umrahmt von guter Musik. Was will man mehr?